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Künstler: Neaera Album: Let the tempest come Erscheinungsjahr: 2006 Anspieltipp: Plaqueheritage Autor: Markus Neaeras Metal Blade Einstand „The rising tide of oblivion“ gehört ohne Zweifel zu den besten Debutalben der letzten fünf Jahre. Hymnenhafte Refrains, exzellentes Gitarrenspiel und hervorragendes Songwriting zeichneten eine Langgrille aus, die auch nach dem zwanzigsten Hördurchlauf keinerlei Abnutzungserscheinungen offenbarte und die sympathische deutsche Formation quasi über Nacht zu nationalen Hoffnungsträgern machte. Statt sich jedoch auf diesem Erfolg auszuruhen, tourte man sich lieber den Allerwertesten ab und arbeitete parallel zu diesen Liveaktivitäten an einem Nachfolger des saustarken Erstwerkes. Das Ergebnis dieser Studioarbeit liegt nun seit wenigen Wochen vor und hört auf den bedeutungsschwangeren Namen „Let the tempest come“. Angesichts der Tatsache, dass die Band ihre Songs wohl quasi im Vorbeigehen komponiert und des Umstandes, dass seit dem Release des Debutalbums gerade einmal dreizehn Monate verstrichen sind, stellt sich nun also die Frage, ob es sich bei dem jüngsten Output aus der Schmiede Neaera um einen waschechten Schnellschuss oder ein weiteres Meisterwerk in der Schnittmenge aus melodischem Death Metal und Hardcore handelt. Keine Angst: Sämtliche auf „Let the tempest come“ vertretenen Stücke genügen allerhöchsten Ansprüchen, glänzen durch eine hervorragende Melodieführung und beinhalten alle der auf „The rising tide of oblivion“ so heiß geliebten Trademarks. Wenngleich man etwas komplexere Songstrukturen erschaffen hat als vor einem Jahr, erweisen sich etliche der insgesamt elf Kompositionen nach drei bis vier Hördurchläufen als absolute Gassenhauer mit Ohrwurmgarantie. Überdies hat man noch einmal ordentlich an der Härteschraube gedreht und kredenzt dem geneigten Zuhörer eine superbe Schlachtplatte, die härtetechnisch und kompositorisch die aktuellen Outputs von Maroon oder Caliban locker in ihre Schranken verweist. Obwohl der Hardcore Anteil innerhalb der Songs deutlich zurückgefahren wurde, gibt es immer wieder unwiderstehliche Moshparts zu hören, welche im Vergleich zum Debutalbum deutlich exakter platziert wurden. Das Wechselspiel aus heiserem Keifgesang und abgrundtief dunklen Vocals reizt die Band heuer noch kontrastreicher aus als in der Vergangenheit, was nach wie vor Vergleiche zu den großartigen Black Dahlia murder heraufbeschwört. Aber nicht nur auf Grund dieser Parallele erscheint ein Vergleich mit den Amis angebracht, auch qualitativ geben sich „Let the tempest come“ und der aktuelle Black Dahlia murder Output „Miasma“ nicht viel. Neaera brauchen in dieser Form ohnehin keine internationalen Vergleiche scheuen. Für Songs wie den großartig arrangierte Titeltrack, das mit wunderbaren melodischen Gitarrenläufen ausgestattete „Desecrators“ oder die Überhymne „Plagueheritage“ würde jede andere musikalisch ähnlich gelagerte Band töten, da bin ich mir sicher. Textlich gibt sich die Band mit dem unaussprechlichen Namen erneut betont gesellschaftskritisch und fabriziert alles andere als lyrischen Abfall. Beispielsweise baut man am Anfang von „The crimson void“ geschickt ein Nietzsche Zitat ein, ohne dabei ins Plakative abzurutschen. Sämtliche lyrischen Ergüsse der Münsteraner regen zum Nachdenken an und stellen unter Beweis, dass harte Musik nicht notwendigerweise mit Nonsenstexten bestückt werden muss. Als letzter Pluspunkt kann die mörderische Produktion von Jacob Hansen verbucht werden, welche ab jetzt als Nonplusultra in Sachen Death Metal meets Hardcore herhalten muss. Der Sprung nach ganz oben ist für Neaera nur noch ein kleiner. In dieser überirdischen Form müssen sich selbst Heaven shall burn verdammt warm anziehen.
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